Auffahrtsweekend
Donnerstag, 21. Mai 2020
Corona macht in diesem Jahr alles ein bisschen anders und so natürlich auch unser Auffahrtsweekend im Wallis. Denn wir reisen erst am Donnerstagmorgen an, da wir das Training nur in Gruppen von fünf Personen durchführen können. So benötigen wir für unsere Junioren fünf Guides, von denen vier am Wochenende teilnehmen. Deshalb heisst es früh aus den Federn und wir fahren mit den Autos nach Martigny. Dort angekommen deponieren wir unser Gepäck im Hotel und machen uns dann auf dem Weg zum Ausgangsort der ersten Tour. In Le Châble stellen wir die Autos ab und machen uns mit den Bikes auf den Weg. Was für ein Gefühl nach so langer Zeit wieder einmal ausserhalb der Region Basel auf dem Bike zu sitzen. Die Einfahrstrecke in der Ebene ist nicht so lange und schon bald geht es nur noch in eine Richtung – nach oben. Und schnell wird uns bewusst, dass dies auch einer der Unterschiede der Touren zu Hause ist. Mehr als fünfhundert Höhenmeter am Stück zu biken ist bei uns kaum möglich und bis zur Mittagsrast erwarten uns heute knappe 1’300 Höhenmeter. Doch den Blick den uns die hochgefahrenen Höhenmeter Preis gibt ist jede Pedalumdrehung wert. Das Panorama auf die umliegenden Berge mit ihren Schneekronen ist umwerfend und das Wetter strahlt mit ihnen um die Wette. Schnell wird uns klar, was uns in dieser Lockdown Zeit gefehlt hat und wir geniessen die Szenerie in vollen Zügen. So vergeht die Zeit fast wie im Fluge und wir sind etwas nach halb ein Uhr auf den angestrebten 1’991 Metern über Meer. Der Ausgangsort der Abfahrt dient uns auch gleich zur Mittagsrast. Beim Essen geniessen wir die Rundumsicht und freuen uns auf das Dessert – die Abfahrt ins Tal. Nach einer knappen Stunde ist es soweit und wir streifen die Protektoren über, deblockieren die Federelemente und lösen die Bremsen. Was jetzt folgt bietet alles was ein Bikerherz höher Schlagen lässt. Flowig, verwurzelt, verblockt und so werden unsere Fahrkünste das eine und andere Mal gefordert. Und auch hier zeigt sich der Unterschied zu den Heimtrails, denn die auch hinunter liegen bei uns keine 1’300 Meter Abfahrt am Stück drin. Was für ein Start ins Auffahrtsweekend, Chrigu als Tourenguide hat wieder eine super Tour für uns zusammengestellt. Nach der Rückfahrt ins Hotel beziehen wir unsere Zimmer, gehen duschen und treffen uns für den Spaziergang ins Städtchen. Dort geniessen wir bei sommerlichen Temperaturen das Abendessen im Gartenrestaurant. Auf dem Rückweg kommt uns André entgegen, welcher am Freitag auch mit dabei ist und im Hotel erwarten uns Pamela sowie Martin. So sind nun neun der Teilnehmer der Freitagstour zusammen und wir lassen den Tag an der Hotelbar ausklingen.
Freitag, 22. Mai 2020
Am Freitagmorgen fahren wir mit den Bikes zum Bahnhof, wo wir auf Andy treffen, welcher unsere zehner Gruppe vervollständigt. Nach einem kleinen Einkauf für das Mittagessen besteigen wir den Zug nach Sembrancher. Dort angekommen geht es zuerst in der Ebene los und nach guten zwei Kilometern fängt das Auf und Ab der heutigen Tour an. Auf schönen und zum Teil kniffligen Trails geht es immer wieder hoch und runter. Nach Kilometer 14 jedoch zeigt der Zeiger des Höhenmeters jedoch nur noch nach oben und wir klettern bis zur Mittagsrast bis auf knappe 1’500 Meter über Meer. Danach erwarten uns nochmals gute 400 Höhenmeter und mit dem Wissen, dass uns danach nochmals 1’200 Meter Abfahrt am Stück erwarten, lassen sich diese gut überwinden. Und auch diese Abfahrt lässt nichts zu wünschen übrig und viel zu schnell sind wir wieder im Talboden angekommen und fahren zurück nach Sembrancher. Mit dem Zug geht es nach Martigny, wo wir in Bourg mit einem kühlen Bierchen belohnen und uns von Chrigu, André und Andy verabschieden, welche jetzt zurück reisen. Pamela und Martin begleiten die restlichen Teilnehmer noch zum Abendessen, bevor wir uns dann auf den Weg zum Hotel machen. Ein weiterer Erlebnisreicher Tag geht so zu Ende und wir freuen uns auf den nächsten.
Samstag, 23. Mai 2020
Beim Morgenessen am Samstag kontaktieren wir erneut die verschiedenen Niederschlagsradars, welche angeben, dass der intensive Niederschlag gegen 13.00 Uhr in Martigny ankommen wird. Somit wird es wohl nichts mit der Tour, welche wir geplant haben. Der Vorschlag von Andi nach Stalden zu fahren, um in Gspon mit der Gondel zu Freeriden macht so durchaus Sinn. Wir telefonieren mit Mäni und Dani, welcher für die heutige Tagestour anreisen und leiten sie um nach Stalden. Dort treffen wir uns gegen viertel vor zehn Uhr und besteigen zusammen die Gondel nach Gspon. So geht es um kurz nach zehn los mit der ersten Abfahrt. Diese endet leider schon nach guten zwanzig Minuten in Staldenried und mit der Gondel geht es zum zweiten Mal den Berg hoch. Danach folgt die zweite Abfahrt, welche nicht so direkt die Höhenmeter vernichtet und so fast die doppelte Zeit in Anspruch nimmt. Obwohl einige von uns schon einige Male diese Abfahrten mit den Bikes gemeistert haben, machen sie jedes Mal wieder aufs Neue Spass. So kommen wir bereits zur dritten Fahrt von Staldenried nach Gspon und kaufen vorher noch im Ortsladen etwas zum Mittagessen ein. So ausgerüstet starten wir zum Aufstieg in Gspon zum Ausgangsort der dritten Abfahrt. Dort angekommen geniessen wir bei immer noch super Wetter das Mitgebrachte und kontaktieren erneut den Niederschlagsradar. Während es zu Hause schon seit dem Morgen regnet und auch im Unterwallis schon Nass ist, ist bei uns noch alles in bester Ordnung. Doch gemäss dem Radar sollte es gegen halb drei Uhr auch hier soweit sein. Wir entschliessen uns dieses Mal bis ins Tal zu fahren. So vernichten wir die über 1’300 Meter Abfahrt bis ins Vispertal und geniessen die verschiedenen Terrains in vollen Zügen. Danach rollen wir nach Visp und beraten uns, ob wir vielleicht noch ein Fahrt mit dem Postauto nach Tärbinu wagen sollen. Doch wir entscheiden uns dagegen und besteigen den Zug zurück nach Stalden, verstauen die Bikes auf den Autos und gehen noch zusammen ein Bier trinken. Die Höhenmeterbilanz mit 124 Meter Aufstieg und 2’787 Meter Abfahrt macht den Tag komplett. Und als wir nach einer halben Stunde das Restaurant verlassen, fängt es auch schon an zu regnen und auf der Rückfahrt nach Martigny giesst es wie aus Kübeln. Was für ein Timing und so entschliessen wir uns im Hotel das Abendessen zu geniessen. Mit den Eindrücken von drei wunderbaren Bike Tagen gehen wir müde und zufrieden ins Bett.
Sonntag, 24. Mai 2020
Am Sonntag weckt uns erneut die Sonne im Unterwallis und somit steht der am Samstag geplanten Tour nichts im Wege. Einzig die Temperatur lässt die Kaltfront von gestern nicht ganz vergessen. Doch beim Aufstieg ist dies eher ein Vor- als ein Nachteil und für irgendetwas haben wir ja die warmen Sachen eingepackt. So fahren wir durch Martigny los Richtung Süden und schon bald geht es durch die Rebberge hoch. Meter für Meter steigen wir so hoch Richtung der Alp l’Arpille und geniessen erneut die schönen Panoramablicke. Gegen halb ein Uhr kommen wir auf die Alpage und bestaunen die zahlreichen Enziane sowie den Blick auf das Mont Blanc Massiv. Inmitten der Enziane machen wir Mittagsrast und machen uns gestärkt auf den Weg zum Ausgangspunkt der Abfahrt. Dieser fordert noch ein paar Meter das Bike zu stossen, doch dann geht es nur noch Abwärts. Und zum Teil sehr steil und mit dem Regen des letzten Tages wird der Trail an gewissen Stellen zur Herausforderung. Doch alle meistern dies ohne Stürze und haben trotzdem Augen für den Märchenwald. Viel zu schnell sind wir in La Crettaz und haben schon bereits über 800 Meter Höhe vernichtet. Jetzt geht es auf einer Forststrasse weiter bis zum Pont de Gueuroz, wo uns noch zum Abschluss ein knifflige Abfahrt erwartet. Auf einem Felsentrail geht es hinunter nach Vernayaz und zum Schluss wird unsere Biketechnik nochmals gefordert. Mit zügigem Rückenwind fahren wir zurück zum Hotel, verstauen die Bikes auf den Autos und fahren voller schöner Erlebnisse nach Hause. Eines ist sicher – wir kommen wieder!